So ist inzwischen der Verlauf der Priele deutlich zu sehen; die Arbeiten zur Modellierung der künftigen Polderlandschaft in Coldemüntje sind so gut wie abgeschlossen. Auch das Sedimentationsbecken, in dem sich künftig Schlick absetzen soll, ist schon vollständig ausgehoben. Beim Einlassbauwerk, das weit unter der Grasnarbe durch den Deich führt, kann man jetzt noch durch die unterirdischen Kanäle schauen, durch die bald das Emswasser in den Polder ein- und ausfließen wird – wenn man sich auf einer Stahltreppe in den Schacht begibt, in den sie weit unter der Erdoberfläche einmünden. Nicht mehr lange, und der Deich wird wieder über dem Stahlbetonbauwerk geschlossen. Spundwände und Armierungen für weitere Betonsohlen zeigen deutlich, wie hier Technik genutzt wird, um der Natur neue Räume zu schaffen, die ihr einst durch menschliche Aktivitäten abgenommen wurden. Denn: Wo jetzt der Polder ist, verlief einst die Ems in einer langgezogenen Kurve; diese alte Flussschleife wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zugeschüttet und durch eine Gerade ersetzt, um Schiffen die Kurvenfahrt zu ersparen.
Wer auf dem Emsdeich steht und den Fluss mit dem Polder vergleicht, sieht auf den ersten Blick, was der Ems heute fehlt und was der Polder der Natur wiedergibt: Die Ems fließt schnell und tief, die Ufer sind mit Steinschüttungen befestigt, das Vorland zwischen Deich und Fluss ist schmal und wenig belebt. Auf der anderen Seite sieht das Auge Flachwasserzonen, Flächen, die künftig dem Wechsel von Ebbe und Flut unterworfen sind, Röhrichte und erste Weidentriebe; Vorboten des zu erwartenden Tideauwalds. Es gibt viele Pflanzen und Tiere, die auf diese ganz eigene Lebenswelt zwischen Wasser und Land angewiesen sind, und damit sie an der Ems nicht weiter verschwinden und die Artenvielfalt weiter sinkt, schafft der Masterplan Ems bis 2050 auf 500 Hektar solche Biotope.
Weitere Infos gibt es unter Masterplan Ems 2050: Tidepolder Coldemüntje (masterplan-ems.info)