Bevölkerung

Geschichte der Gemeinde

Die Gemeinde Westoverledingen entstand 1973 aus 12 selbstständigen Ortschaften mit unterschiedlicher Größe, Geschichte und Struktur. In Westoverledingen leben heute rund 21.600 Menschen auf einer Fläche von über 110 Quadratkilometern. Damit ist die Gemeinde die drittgrößte im Landkreis Leer.

Die Gemeinde Westoverledingen besteht hauptsächlich aus den drei verschiedenen Landschaften Moor, Marsch und Geest. Sie sorgten für die unterschiedlichen Entwicklungen der einzelnen Ortschaften.

An Ems und Leda liegen die alten Marschdörfer Esklum, Driever, Grotegaste, Mitling- Mark und Völlen. Sie entwickelten sich vor etwa 1000 Jahren zum Schutz der Deiche.

Schon vorher dürften die Geestdörfer Folmhusen, Ihren, Großwolde und Steenfelde entstanden sein.

Etwa um 1765 wurde die Fehnsiedlung Flachsmeer gegründet, die ihren Namen nach einem gleichnamigen Moorsee erhielt. Einige Jahre später kamen die Siedlungen Steenfelderfeld, Bullerbarg- Collhusen und Großwolde hinzu.

Das Overledingerland war im Mittelalter eine autonome Landgemeinde, die sich im späten 14. Jahrhundert in den Schutz, damit aber auch unter die Herrschaft von Häuptlingen begab. Nach den tom Broeks und Ukenas herrschten schließlich de Cirksenas, die Ostfriesland eine Landesgliederung in Ämter gaben. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden diese Ämter aufgelöst und der Landkreis Leer gebildet, der sich damals in selbständige Gemeinden gliederte. Es waren im westlichen Overledingerland Breinermoor, Driever, Esklum, Flachsmeer, Folmhusen, Großwolde, Grotegaste, Ihren, Ihrhove, Mitling- Mark, Steenfelde und Völlen. Diese wurden 1973 dann zur neuen Einheitsgemeinde Westoverledingen zusammengeschlossen.

Was bedeutet eigentlich der Name Westoverledingen?

Über die Leda, ein kleiner Seitenarm der Ems, betritt man aus Leer kommend das sogenannte Overledingerland. Westoverledingen ist dessen westlicher Teil, der bis nach Papenburg unmittelbar an der Ems reicht.

Das Wappen von Westoverledingen:

Am 4. November 1975 wurde das Wappen der Gemeinde Westoverledingen vom Landkreis Leer genehmigt. Entworfen wurde das Wappen von Edo Pannenborg aus Leer. In der Beschreibung heißt es: „In Silber über einem gesenkten blauen Wellenbalken ein rotes Rundschild mit silbernem Schildbuckel und zwölf Zacken, davon vier kreuzweise mit verlängerten Zacken und einer Raute an der Spitze über zwei gekreuzten roten bewimpelten Lanzen.“ Das Schild und die Wetterfahne haben einen historischen Hintergrund und wurden aus dem Siegel des Overledingerlandes aus dem 15. Jahrhundert entnommen. Das Siegel stellt einen ostfriesischen Krieger mit Schild und Wetterfahne dar- als Symbol für Freiheit, Unantastbarkeit, Selbstständigkeit. Der blaue Wellenbalken symbolisiert die Flüsse Ems und Leda. Der zwölfzackige Stern weist auf die zwölf Ortschaften der Gemeinde hin- Breinermoor, Driever, Esklum, Flachsmeer, Folmhusen, Großwolde, Grotegaste, Ihren, Ihrhove, Mitling- Mark, Steenfelde und Völlen. Die Gemeindeflagge zeigt zwei waagerechte Streifen in den Farben blau (oben) und silber (unten).

Breinermoor

Schon vor rund 2000 Jahren war die Gegend um Breinermoor vermutlich schon besiedelt. Am Anfang bestand Breinermoor aus zehn kleinen Ortsteilen, darunter Moorhusen, der Wilderfang, Idehöm und die Prinzenburg. Als Breinermoor ist es offiziell erst um 15. Jahrhundert erwähnt. Schon um das Jahr 1800 gab es in Breinermoor eine Mühle. Nachdem die alte Holzkirche auf dem Friedhof abgerissen worden war, wurde 1784 die St.- Sebastian und St.- Vincenz Kirche errichtet. Ein Dorfbrand zerstörte 1815 und 1896 jeweils mehrere Häuser in Breinermoor. Deshalb wurde 1897 eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Das eigentliche Markenzeichen des kleinen Ortes am nordöstlichsten Zipfel von Westoverledingen sind allerdings die „Breinermöerkers“. Die Qualitätsschlittschuhe wurden von 1815 bis vor etwa 50 Jahren von den örtlichen Schmieden und Schuster gefertigt.

Breinermoor besaß vor rund 200 Jahren einen Hafen. Die Zufahrt erfolgte über einen Kanal von der Leda her. Der Hafen wurde bis 1933 noch von Fehntjer Schiffen angelaufen, die dort Torf löschten und auf der Rückfahrt den für die Kultivierung abgetorfter Moorflächen wichtigen Dünger wieder mit nach Hause nahmen.

Driever

Direkt am Ems Deich zwischen Grotegaste und Esklum liegt die kleine Ortschaft Driever. Driever hat zurzeit 100 Einwohner und ist damit momentan die kleinste Ortschaft der Gemeinde Westoverledingen. Schon um das Jahr 1000 wurde Driever das erste Mal geschichtlich erwähnt. Das Kloster Muhde in Driever wurde erstmals 1319 geschichtlich erwähnt und hatte wohl im 15. Jahrhundert seine Blütezeit erreicht.

Der Name Driever bedeutet wahrscheinlich „drei Fähren“ (Drieveer). Die drei Fähren führten in alter Zeit nach Haseborg, Kirchborgum und wahrscheinlich nach Feestborg ins Rheiderland. Um 1750 hatte Driever etwa 200 Einwohner und damit mehr Einwohner als heute. Lange vor der Errichtung der Dorfkirche gab es bereits im 14. Jahrhundert eine Kirche. Ende des 17. Jahrhunderts wurde eine neue Kirche gebaut, deren heute erhaltener Westturm 1696. Die heutige Kirche wurde zwischen 1874/75 errichtet.

Esklum

Esklum liegt an der Leda, ungefähr einen Kilometer oberhalb der Einmündung in die Ems. In eine Grundbesitzverzeichnis aus dem 10. Jahrhundert werden bereits Grundstücke in Ascala (Esklum) und Lethemuda (Muhde) erwähnt. Der Ortsname Esschelhem bezeichnet ein Heim auf gutem, trockenem, Ackerland. Schon in der um 1600 verfassten Chronik von Ubbo Emmius findet sich der Ortsname Esklum. Die jetzige Kirche wurde wohl um 1250 errichtet. Der Turm, der den Charakter eines Wehrturms hat, stammt aus dem 15. Jahrhundert. Schon vorher soll dort eine Holzkirche gestanden haben. Seitdem jenseits der Ems und Leda das Kloster Muhde existiert, gibt es schon die Esklumer Fähre. Nach dem Bau der Ledabrücke Anfang der Dreißigerjahre ging der Fährbetrieb immer mehr zurück und wurde am 31. März 1966 gänzlich eingestellt. Zu Esklum zählen auch die Ortsteile Heerenborg und Sprickenborg.

Flachsmeer

Die Fehnsiedlung Flachsmeer wurde erst gegen Ende des 18. Jahrhundert gegründet. Sie erhielt ihren Namen nach einem der vielen Moorseen. In den alten Karten aus dem 17. und 18. Jahrhundert ist der See Flachsmeer noch eingezeichnet. Die Anfänge der Moorbesiedelung waren mühsam und entbehrungsreich. 1864 hatte Flachsmeer dann immerhin schon 748 Einwohner, obwohl die Ernten zumeist kümmerlich waren. Heute leben über 4300 Menschen in Flachsmeer. Mit den ersten Gründern kamen auch Neusiedler aus überwiegend katholischen Gegenden. Das war Grund genug um im Jahre 1860 eine katholische Kirche in Flachsmeer zu bauen. Erst im Jahre 1962/63 entstand die evangelische Kirche direkt auf dem Gelände des seit der Jahrhundertwende existierenden Friedhofes, zunächst als Friedhofskapelle. 1907 wurde die Raiffeisenbank Flachsmeer auf Betreiben des Pastors Bernhard Kersten gegründet. Der katholische Geistliche besaß erheblichen Anteil an der Entwicklung der Ortschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Folmhusen

Folmhusen liegt am nördlichen Hang eines Geestrückens. 1409 wurde Folmhusen in einem Schiedsspruch als Wolkmedehusen erwähnt, aber weit früher gegründet. Die Siedler wurden im Mittelalter entlang des Lüdewegs sesshaft. In einer Urkunde des Jahres 1492 tauchte dann der Name Folmedehusen erstmals auf. Da die Geestdörfer oftmals weniger Kapital als Marschdörfer besaßen, schloss man sich in den Geestdörfern sehr oft zu einem Kirchspiel (Orte, die zu einer Kirchengemeinde gehören und einem Pfarrer unterstellt sind) zusammen- auch Folmhusen, Ihren und Ihrhove. So erklärt sich, dass Folmhusen kein eigenes Kirchspiel hat. Mit der Besiedlung des Ortes Klinge begann man 1780. Rund 50 Jahre später hatte das Dorf bereits 350 Einwohner, um 1900 waren es etwa 480. Im Bauerndorf Folmhusen spielte die Pferdezucht eine maßgebliche Rolle.

Großwolde

Großwolde und Großwolderfeld bilden die Ortschaft Großwolde. Über das mittelalterliche Großwolde fehlen sichere Angaben, nur der aus dem 15. Jahrhundert registrierte Hinweis auf „Aldahave“ (Oldehof) lässt vermuten, dass damit Alt-Großwolde gemeint war. Um das Jahr 1350 vermutet man den Bau der heutigen Großwolder Kirche. In der Zeit zwischen 1350 und 1400 dürfte sich auch das heutige Großwolde strukturell entwickelt haben. Großwolde lag verkehrsgünstig auf dem Geestrücken zwischen Leer und Papenburg. Das war aber nicht immer so. Früher lag das Dorf westlich vom heutigen Standort im Hammrich an der Ems. Aufgrund von immer stärker werdenden Widrigkeiten siedelten die Bewohner ihr Dorf um. Es wurden Häuser und Kirchen abgebaut und am heutigen Platz wieder aufgebaut. Die erste katholische Kirche wechselte etwa 1580 zum reformierten Glauben über. Ein Relikt aus der alten Kirche ist unter anderem der Taufstein aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Um 1800 entstanden dann die Siedlungen Bullerbarg- Collhusen und Großwolderfeld.

Grotegaste

Auf einem vermutlich aus der Eiszeit stammenden Sandhügel liegt Grotegaste. Es wird in alten Registern auch als Halingagast bezeichnet. Im 14. Jahrhundert wurde der Ort Allignargast genannt. Der Ortsname steht auch in der ältesten Grotegaster Glocke. Zu Grotegaste gehörte damals neben Dorenborg und Coldemütje auch Hilkeneborg. Dieser Ort war ein wichtiger Fährort an der Ems. Die Fähre war jahrhundertelang die Hauptverbindung zum Rheiderland. Sie wurde 1973 trotz heftigen Protestes stillgelegt. 1800 zählte das Dorf rund 200 Einwohner. Die Einwohner leben auch heute noch hauptsächlich von der Landwirtschaft.

Ihren

1596 findet sich die erste Nennung des Namens Ihren auf der Ubbo-Emmius-Karte als Iren. Der Name bedeutet wahrscheinlich „hohe Landenge“. Im Jahr 1598 soll es schon 16 landwirtschaftliche Betriebe in Ihren gegeben haben. Ihren gehörte damals zum Kirchspiel Ihrhove. Hier stand auch die Ihrhover Kirchmühle. Die Mühle mahlte mehr als 400 Jahre das Getreide für die umliegenden Ortschaften. Um 1800 wurde Berichten zu Folge Ihrenerfeld gegründet. Es wurde 1820 mit Ihren zusammen eine selbstständige Gemeinde und hat sich rasch zu einer einwohnerstarken Ortschaft entwickelt. Vor über 225 Jahren entstanden die Wallhecken, die sich von Alt-Ihren fächerförmig in süd-östlicher Richtung ausbreiten. Infolge der Weideteilung entstanden 1781 die Kolonien Patersweg und Unlande. Unlande bedeutet unkultiviertes Feld. Der Name Patersweg ist zurückzuführen auf den Weg, der schon im Mittelalter von aus dem Münsterland kommenden geistlichen Beamten benutzt wurde. Ein weiterer Teil ist Hustede. Der Name bedeutet übertragen Hausstätte.

Ihrhove

Ihrhove wurde in alten Zeiten Iderhave, Yrhave oder Yrhove genannt und wurde 1409 erstmals von zwei Bürgermeistern aus Hamburg und Lüneburg urkundlich erwähnt. Im 15. Jahrhundert wurde eine Mitterlalterliche Burg, die auf Ihrhover Grund stand, durch Keno tom Brok und Fokko Ukena zerstört.

Ihrhove hatte unter anderem durch die sehr günstige Lage am Lüdeweg einen wirtschaftlichen Vorteil. Die breiten Zuggräben, die mit flachen Booten befahren werden konnten und der Wallschloot hatten eine große Bedeutung.

Um 1864 bekam Ihrhove durch die Errichtung einer Bahnlinie zwischen Rheine und Emden einen eigenen Bahnhof. Am 3. November 1912 fand die feierliche Inbetriebnahme der Kleinbahn „Jan Klein“ von Westrauderfehn nach Ihrhove statt, ihre letzte Fahrt war 1962. Schon im Frühjahr 1859 soll es Zeitungsberichten zufolge einen Viehmarkt in Ihrhove gegeben haben. Später kamen dann noch Butter- und Käsemarkt hinzu. Auch heute noch lockt der Ihrhover Bottermarkt jedes Jahr am letzten Juniwochenende Besuchermassen an.

Mitling-Mark

Mitling-Mark liegt unmittelbar an der Ems. Es wurde früher Mydlinghe genannt. Der Namensursprung könnte mit dem sogenannten Mittelweg (Mittelinge) zusammenhängen. Er verlief zwischen Völlen und Grotegaste. Der Ort Mark tauchte das erste Mal im 10. Jahrhundert als Marcberga auf. Später wurde es auch als Marckum (1564) und Marck (1589) bezeichnet. Nach dem Zusammenschluss beider Ortschaften, tauchte 1645 auch die Bezeichnung Midling-Marck auf. Wo die Grenze zwischen Mitling und Mark verlief, kann man heute nicht mehr sagen. Man weiß nur, dass in Mitling schon immer die Mühle stand, während es in Mark Schule und Kirche gab. Irgendwann legten die Bewohner die beiden Dörfer einfach zusammen und so entstand Mitling-Mark.

Steenfelde

Die Ortschaft Steenfelde befindet sich auf halber Strecke zwischen Papenburg und Ihrhove. Die Kirche befindet sich einige hundert Meter entfernt vom Ortskern und liegt rechts von der Straße, während der Ort links liegt. Steenfelde wurde früher auch Steenwolde genannt. Dieser Name soll auf ein holzreiches Gelände mit vielen Steinen hindeuten. Auch Ubbo Emmius beschrieb Steenfelde als einen Ort mit „einer Kirche auf unfruchtbaren waldreichen Boden“. Im Altertum lagen derartige Siedlungen weiter westlich in der Nähe des Lüdewegs, wurden dann aber im frühen Mittelalter wegen auftretenden Bodensenkungen nach und nach aufgegeben und auf den Sandrücken verlegt. Steenfelde wurde erst im 12. und 13. Jahrhundert systematisch besiedelt und kolonisiert. Die ursprüngliche Besiedlung erfolgte wohl von Völlen aus. Steenfelde gehörte auch in kirchlicher Hinsicht zunächst zu Völlen. Etwa im 14. Jahrhundert wurde Steenfelde ein selbstständiges Kirchspiel und 1428 erstmals urkundlich erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt ist nämlich das Gewölbe der etwa im 13. Jahrhundert erbauten romanischen Einraumkirche eingestürzt. Um 1800 wurde die Siedlung Bullerbarg-Collhusen und Steenfelderfeld angelegt, 1962 schlossen sich Steenfelde, Flachsmeer und Großwolde zu einer Samtgemeinde zusammen.

Völlen

Völlen unterteilt sich in Völlen, Völlenerfehn und Völlenerkönigsfehn und ist der südlichste Teil Westoverledingens. Die Anfänge von Völlen reichen noch weit vor die Zeit des Deichbaus im Jahre 1000. Mit seinen Burgen und Befestigungen spielte der Grenzbereich um Papenburg und Völlen besonders im Münsterländischen Krieg eine bedeutende Rolle. Auf dem Völlingerfheen kamen die ersten Siedler bereits Anfang des 16. Jahrhunderts. Die erste Siedlung unter dem Namen Völlenerfehn wurde aber erst nach 1700 zusammengeschlossen. Völlenerkönigsfehn setzt sich aus den Siedlungsnamen Völlen, König und Fehn zusammen. Die um 1800 gegründete Siedlung wurde erstmals 1805 als Hondesteert urkundlich erfasst. 1803 wurde der erste Siedler auf dem königlichen Fehn genannt, nach 1830 kam es hier zu verstärkter Siedlungstätigkeit. Da sich viele Menschen, die in Papenburg Arbeit fanden, in Völlen niederließen, nahm dieser Ort die rasanteste Entwicklung. Die Einwohnerzahl Völlens verdoppelte sich im Zeitraum von 1823 bis 1853. Somit lebten im Jahr 1853 1408 Menschen in Völlen, 1823 waren es 746. Um 1900 hatte Völlen 2232 Einwohner. 1973 waren es sogar schon über 4200. Völlen war damit die größte Gemeinde des westlichen Overledingerlandes.