Wilhelm Brechtezende, genannt "Oll Willm", war ein Original des Overledingerlandes. Zu Lebzeiten wurde er aufgrund seiner selbstlosen Hilfsbereitschaft für seine Mitmenschen als Botengänger im gesamten Kreisgebiet bekannt. Jahrzehntelang fuhr er täglich mit seinem Fahrrad oder mit der Bahn von Großwolderfeld in die Stadt Leer und erledigte kostenlose Botengänge für die Einwohner aus dem Overledingerland. Diese schätzten ihn wegen seiner liebenswerten Art und seiner Zuverlässigkeit.Geboren am 5. Juni 1886 als erstes von acht Kindern eines wohlhabenden Bauern aus Großwolderfeld, brachte er schon in jungen Jahren täglich Milch nach Leer. Nebenbei erledigte er für Nachbarn und Bekannte kleinere Besorgungen. Der frühe Tod seiner Mutter und das hautnahe Erleben des Ersten Weltkrieges verstärkten seinen Hang zum Eigenbrötler. In dieser Phase begann sein einfaches Leben in selbst gebauten Hütten. Am liebsten schlief er auf Stroh, gerne unter freiem Himmel neben seinen Hunden und Ziegen.1922 wandelte "Willm" auf Freiersfüßen. In Bremen heiratete er eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern. Seine Frau kam mit seinem Lebensstil jedoch nicht klar und verließ ihn schon nach wenigen Wochen. "Willm" wurde wieder Einsiedler und "Böskupploper" (Botengänger). Dieser unbeschwerten Zeit machten die Nationalsozialisten 1935 ein Ende. Hitlerjungen verbrannten seine Hütten, er wurde verhaftet und ihm wurde der markante Bart und sein Haupthaar geschoren. Nach dem Krieg war er wieder der Botengänger. Kinder sahen in der weißbärtigen Gestalt den Weihnachtsmann. Selbst im Alter schlief er lieber im Freien als in einem Bett. Erst wenige Wochen vor seinem Tod am 9. Juli 1966 im Alter von 80 Jahren ließ er sich von einer befreundeten Familie aufnehmen. Die Grabstätte von "Oll Willm" befindet sich auf dem Friedhof in Großwolde.Heute erinnert eine lebensgroße Bronze-Skulptur vor dem Westoverledinger Rathaus an diese außergewöhnliche Persönlichkeit. Die Statue wurde vom Westoverledinger Künstler Uwe Handtke angefertigt und im Jahr 2007 aufgestellt. Sie ist das erste und bislang einzige Denkmal für eine Einzelperson in Westoverledingen.